Einweihung der röm. kath. Marienkirche

1969
Einweihung Marienkirche durch Bischoff Hänggi
Magden erhält seine eigene Marienkirche
Nachdem sich Rheinfelden zu einer autonomen Kirchgemeinde mit einer grossen modernen Kirche entwickelt hatte, war es für die treuen Magdener Kirchgenossen an der Zeit, ebenfalls Ansprüche geltend zu machen.
So wurde 1953 der «Kapellenbauverein» gegründet. 43 Personen waren an der Gründungsversammlung anwesend. Robert Kaiser-Zumsteg wurde erster Präsident. Wie der Name sagt, war vorerst nur an den Bau einer Kapelle gedacht. Der Gedanke, eine Kirche zu bauen, scheint aus der Kirchenpflege zu stammen. Überliefert ist ein interessantes Argument: Magden wird eher 10 000 Einwohner haben als Rheinfelden. Eine Kirchenpflege mit Perspektiven! 1956 wurde bereits der Bauplatz gekauft. Anlässlich einer Pilgerreise nach Lourdes konnte Felix Schmid einen Teilnehmer aus Basel zu einer Gabe von Fr. 100 000.– für den Kirchenbau Magden motivieren. Ein Zitat aus der späteren Einweihungsschrift von Felix Schmid zeigt, dass sich auch der Zeitgeist zugunsten einer röm.-kath. Kirche in Magden gewandelt hatte: Ein ökumenischer Gottesdienst anlässlich eines Turnfestes in Magden und zwei kleinere Kirchenbau-Bazare in den Jahren 1965 und 1967 erbrachten den Beweis, dass auch in dieser Gemeinde der ökumenische Frühling gekommen ist, indem auch die Angehörigen der beiden andern Konfessionen dabei tatkräftig mithalfen. Aufgrund eines Wettbewerbs unter vier Architekten wurde der Basler Leo Cron mit der Ausarbeitung des Projekts beauftragt. Ein erster Vorschlag mit einem in ein Betondach integrierten Turm wurde aus Kostengründen fallen gelassen. Hingegen mag der Umstand, dass der damalige Präsident der Kirchenpflege, August Studer, Kreisoberförster war, dazubeigetragen haben, dass eine originelle Holzkonstruktion vorgeschlagen wurde.
Noch einmal war der Bau in Frage gestellt, als nach der Ausarbeitung des Detailprojekts ein Nachtragskredit von Fr. 100 000.– bewilligt werden sollte. Aus der Pfarrei Rheinfelden kam Opposition, nicht etwa gegen den Nachtragskredit, sondern gegen den bereits bewilligten Bau der Kirche. Es gelang jedoch nicht, das Vorhaben zu stoppen. Am 2. Februar 1969 wurde die Kirche durch Bischof Anton Hänggi geweiht. Ein Jahr später konnten die Schüler die grösstenteils privat finanzierten Glocken aufziehen. Die Magdener Marienkirche liegt im Trend einer äusserst innovativen Epoche katholischer Kirchenarchitektur, die mit dem Bau der Basler Antoniuskirche begann und landesweit viele interessante Bauwerke entstehen liess. Die Marienkirche ist in ihrer Schlichtheit und mit ihrer originellen Holzkonstruktion einmalig. Das für den Turm verwendete Eichenholz stammt übrigens aus dem Magdener Wald! Die Marienkirche blieb das einzige grössere Werk des Architekten Leo Cron. Nicht minder bemerkenswert als der Bau selbst ist die Gestaltung des Innenraumes durch den Bildhauer Albert Schilling. Obwohl die Kosten für den Kirchenbau mit Fr. 980 000.– (ohne Land, Glocken und Orgel) äusserst bescheiden blieben, wurde vorerst auf eine feste Orgel verzichtet. Erst um die Jahrtausendwende ging auch dieser Wunsch – wiederum dank privater Spenden
– in Erfüllung. Aus dem Kapellenbauverein, der sein Ziel erreicht hatte, wurde der Pfarreiverein «Mageton». Er repräsentiert innerhalb der heutigen Kirchgemeinde Rheinfelden-Magden-Olsberg die Kirchenmitglieder von Magden. Er ist zur Stelle, wenn es gilt, einen weltlich-kirchlichen Anlass zu organisieren und sorgt für einen gewissen Zusammenhalt der Magdener Römisch-Katholiken. Der Versuch eines mit der Seelsorge in Magden beauftragten Geistlichen, aus dem Mageton einen frommen Verein in seinem Sinne zu machen, scheiterte kläglich. Felix Schmid hatte früher die Idee, in Magden ein eigenes Pfarrhaus zu bauen. Zu diesem Zweck hatte er ein Legat gestiftet. Mit dem zunehmenden Priestermangel der vergangenen Jahrzehnte wurde dieses Vorhaben aber immer unrealistischer. Die Kirchenpflege konnte schliesslich den in Wohlen seinen Lebensabend verbringenden Domherrn davon überzeugen, das Legat einem andern Zweck zuzuführen. Wo stehen wir heute? Die Konturen entlang der konfessionellen Grenzen sind unscharf geworden. Die Beweggründe, die zur Abspaltung der Christkatholiken führten, haben an Brisanz verloren. Der Unfehlbarkeitsanspruch des Papstes wird auch von guten Römisch-Katholiken nicht mehr in seiner Absolutheit akzeptiert. Die Gottesdienste werden in der Landessprache gefeiert. Die Weihe von verheirateten Männern zu Priestern scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Die Ordination von Frauen ist zwar von oben blockiert, wird aber vermutlich von einer Mehrheit des Kirchenvolkes in unserem Land befürwortet.
Ebenso haben sich die Grenzen gegenüber der evangelisch-reformierten Kirche abgebaut. Die Konfessionszugehörigkeit ist gesellschaftlich nicht mehr wichtig. Sie ist kein Kriterium mehr für die Auswahl des Bekanntenkreises, mit dem man nähere Beziehungen pflegt. Meist weiss man gar nicht mehr, zu welcher «Sorte» jemand gehört. Das ist gut so! Ob es zu einer christlichen Einheitskirche kommen wird, oder ob es eine Einheit in der Vielfalt geben wird?